Solinger Originale
in Anekdoten und Geschichten
illustriert von Vladimir Towstik, Minsk
18x27,5 cm
84 Seiten
16,80 €
Rheinlandia Verlag
ISBN 978-3-938535-65-3
Selbst eingeborene Solinger werden kaum wissen, wieviel anekdotisch wertvolle Käuze diese Stadt hatte (zum Gegenwärtigen ließe sich zwar auch einiges erzählen, aber aus Diskretion beschränkt sich der Autor auf historische Personen).
Einige davon, nennen wir Wieden Otts, sind landläufig und fast sprichwörtlich bekannt, aber ob Bänkskes Wellem und Ern van der Fähr es bis in die Erzählnachmittage der Großmütter geschafft haben, steht zu bezweifeln.
Jedenfalls hat Olaf Link mit der Sammlung dieser Geschichten wieder einmal seinen Fleiß plus Talent bewiesen, um ans Licht zu holen, was bis dato kaum einer wusste. Außer, dass die Solinger wohl zum Sonderlichsein neigen – nun ist es sozusagen auch literarisch manifestiert.
Rezension:
Die Geschichten sind so locker erzählt, dass man gar nicht mehr die Frage stellt, ob sie sich nun im Detail so abgespielt haben oder ob das eine eher Phantasie ist, anderes der gnädigen Selbstzensur zum Opfer gefallen ist. Das liest sich alles in einem absolut kurzweiligen Ton, es ist eine humorstrotzende Unterhaltung, von der man nicht lassen möchte.
Es ist der Alltag der Altvorderen, der in diesem Buch lebendig wird und bleibt, es gibt Einblicke in Denk-, Redens- und Handlungsweisen der Vorfahren. Ein bestes Werk lebendige Geschichte, tausendmal amüsanter als dröge Geschichtszahlen und soziodemokratische Analysen. Hier ist das pralle Leben zu Gast, und das war auch in Solingen von einer deftigen Portion vorder- und hintergründigem Humor geprägt. Der sich, das ist Solingen-tyisch, sehr oft in Grantigkeiten, Hänseleien, Frotzeleien, Schabernack und allerlei Spukhaftem entlud.
Das Buch wird illustriert von koboldgleichen figuralen Personenprofilen des weißrussischen Künstlers Vladimir Towstik. Er, der Kontakt zu Solingen über das Forum für kulturelle Zusammenarbeit Solingen-Minsk bekam, malt in einer Manier, die irgendwie zwischen Wilhelm Busch und Zille angesiedelt zu sein scheint. Ausdrucksstark und mit einer solchen unzweifelhaften Identität, dass man fast glauben möchte, es ließe sich auch "gemalt nach einer Photographie" darunter schreiben.
Ein Buch, dass wie kaum ein anderes geeignet ist, als Geschenk genutzt zu werden – für sich selbst oder für alle, denen man gönnt, dass sie die Solinger Eigentümlichkeiten besser verstehen lernen.
Text, Fotos, Reproduktion: hgw