Goethe, das Bergische Land und dessen Umgebung
120 Seiten,
zahlreiche Abbildungen/Fotos
Format 12,8 x 21 cm
Paperback
12,95 €
ISBN: 978-3-939256-01-4
anno Verlag
Bewusst begibt sich der Autor in einen scheinbaren Widerspruch. Einerseits, macht er sich lustig, würde doch derzeit, weil es „in“ ist, jedes Nest, in dem Goethe einst einmal seine Notdurft verrichtet hätte (so wörtlich im Klappentext), für sich reklamieren, der Dichterfürst sei eigens zu jedem Orte geeilt. Andererseits: Ja, Goethe war im Bergischen Land! Und das sogar in persönlichen Angelegenheiten. Auch mag er hier, wie zu lesen ist, Gedichtszeilen notiert haben. Doch vielmehr ist die Spurensuche nach Goethe für den Autor nicht ein Lobgesang auf Johann Wolfang, sondern eine sehr seriöse, bis ins Detail minutiös recherchierte und dokumentierte historische Faktenlistung.
Gleichzeitig ist es eine Schilderung von Lebenswelten und -formen, die uns Heutigen gar nicht mehr erinnerlich und zugänglich sein können. Also blickt man rund 2 Jahrhunderte zurück wie in einer Zeitreise.
Rezension:
Am wenigsten brächte man wohl das heutige Wuppertal mit Goethe in Verbindung, damals vor allem aus den „größeren Dörfern”, bald Städten Elberfeld und Barmen bestehend (die anderen, wie Ronsdorf, Cronenberg oder Vohwinkel seien damit nicht zurückgesetzt). Und über Düsseldorf und Goethe ist im allgemeinen auch nichts bekannt, was man in normaler Schulbildung mit ins Leben nimmt. Doch eben in privaten Angelegenheiten weilte und eilte (letzterer Begriff ist wohl richtig, folgt man den fast schon terminkalender-ähnlichen gelisteten Einzelstationen der Fahrten) eben der Besagte auch irgendwann einmal. Sein Reisegefährt war die Postkutsche, die seinerzeit auch das hügelige, teils etwas Unwegsame Bergische doch irgendwie zur regionalen Einheit machte.
Da tauchen dann vielleicht noch immer in Erinnerung bewahrte Namen wie Jung-Stilling, Ernst Moritz Arndt oder weniger bekannte wie Friedrich Heinrich Jacobi auf, doch darum geht es weniger in diesem Buch. Vielmehr wird skizziert, und das ist das Interessante, wie in "besseren Kreisen" damals Sitte und Gebrauch war, welche Beziehungen sich entwickelten und überhaupt, wie das Bergische Land in seinen inneren Strukturen damals funktionierte, was von Bedeutung war.
Ein Mosaik also, das vom Leser zwar einiges an Geduld erfordert, dafür aber reich mit Details belohnt, die insgesamt ein rundes Bild der damaligen Zeit im Hinblick auf persönliche Beziehungen vermittelt. Lesenswert, wenn man gewohnt ist, mit reichlich Fakten umzugehen.
Veronika Ferres, Freundin der Familie Link, stellt sich gerne an des Autors Seite und wünscht einleitend dem Leser vergnügliche Kurzweil am kompakten Werk.
Text, Fotos, Reproduktion: hgw