Die Geschichte des Kaffees und der Kaffeetafel im Bergischen Land
mit 80 Adressen von Restaurants und Cafés, die auch heute noch die Bergische Kaffeetafel anbieten
62 Seiten,
28 Abbildungen
Format 15 x 21,5 cm
Hardcover
9,80 €
ISBN: 3-923495-68-4
rga . Buchverlag
Längst ist die üppige Bergische Kaffeetafel zum Symbol für Bergische Küche, Schlemmen im Bergischen Land geworden. Da Kaffee einst ein rares, exotisches Getränk war – so "ganz furchtbar lange" ist es ja auch noch nicht her – entwickelten sich Moden und Meinungen über und mit Kaffee unterschiedlich, zögerlich. Bis er schließlich so etwas wie einen sprichwörtlichen Siegeszug antrat und bei genügender Verbreitung und "bezahlbaren Preisen" auch ein Genussmittel fürs "Volk" wurde.
Das Buch macht ganz bewusst so manche Schleife und Abstecher auch in die bergische Historie anderer Getränke, schildert Tisch-, Trink- und Essgewohnheiten sowohl in den Wirtshäusern wie in den privaten Haushalten der verschiedenen Einkommensklassen.
Auf diese Weise gibt es viele sehr illustrativen Eindrücke in die Lebensgewohnheiten der letzten drei Jahrhunderte.
Rezension:
Schonungslos lesen wir, unverschnörkelt, die Altvorderen im Bergischen haben ganz nett gesoffen, Bier und vor allem auch Schnaps. Beides war ziemlich leicht und vor allem durchaus auch preiswert herzustellen. Zur geziemlichen Schlürferei eines Tässchen edelsüssen Mokkas war es also ein weiter Schritt.
Als Kaffee nach Europa kam, war es ein Getränk des Adels – nur Höfe konnten sich solche Extravaganzen auch preislicher Art erlauben. Und als Kaffee schließlich auch ins Bergische und auch zumindest in den bürgerlichen Alltag kam, bei Kaufmannsfamilien beispielsweise, da war es nicht unbedingt der heute bekannte Bohnenkaffee (Kaffeebohnen, geröstet), sondern ein Gebräu aus geschroteten und gerösteten Getreidekernen. "Muckefuck" ist eine Bezeichnung für solche Getränke, die mancher älterer Bergischer noch aus Kindertagen kennt.
Kaffee war teuer, es verwundert nicht, wenn man dessen Genuss auch mit gepflegter Athmosphäre wünschte; so entwickelten sich biespielsweise Kaffeehäuser zu Debattierclubs oder waren öffentliche "Spielhallen", für Kartenspiele und Schach, unter anderem.
Erst im 19. Jahrhundert setzte sich dann ein Kaffeetrinken, die Kaffeetafel als eine Art des Festessens durch – sie war durchaus Zeichen des Wohlstandes und damit ein Ritual der Repräsentanz. Der damaligen Küchentechnik ist es geschuldet, dass die heute so stilvoll verehrte Dröppelminna zum zentralen Symbol wurde; ein Samowar, aus dem man nach Belieben Kaffee nachgießen konnte. Da die Hähne oft nich perfekt schlossen, sondern tropften – bergisch: dröppelten – kam es zum Namen; Minna ist ein früher wie selbstverständlich gebrauchtes Synonym für Dienstmädchen.
Noch heute ist die Bergische Kaffeetafel beliebt; zu zweit ebenso wie für Feiern und kleine Festivitäten. Erfreulich viele Gastronomiebetriebe haben sie noch auf der Karte, ein separater Beileger listet Namen und Adressen auf; gleichwohl er nicht mehr datums-aktuell ist, sind die allermeisten Restaurants und Cafés noch erhalten und intakt. Freilich muss man inzwischen nach der Internetadresse selbst forschen, wenn man nähere Informationen über sie haben möchte. Was aber nicht schwer ist, da sich die Namen alle erhalten haben.
Text, Fotos, Reproduktion: hgw